Den Stromanbieter wechseln – aber richtig

10.10.2017

Wer sich mit dem Thema Stromkosten beschäftigt, sollte die Wahl seines Versorgers mit Bedacht fällen. Da hier größere Beträge eingespart werden können, ist es umso wichtiger, dass die richtige Wahl getroffen wird. Folgender Überblick gibt hierzu einige Tipps, worauf es ankommt.


Stromtarif-Anbieter wechseln und Energiekosten sparen.

Stromtarif-Anbieter wechseln und Energiekosten sparen.

Den Stromanbieter wechseln – aber richtig

Den Stromanbieter wechseln – aber richtig

Auf dem Prüfstand

Um eigene Ausgaben im Griff zu behalten und wirtschaftlich hauszuhalten, richten viele Verbraucher ihren Blick auch auf ihre Ausgaben bei den Nebenkosten, um monatlich über die Runden zu kommen und allen Verpflichtungen finanziell nachkommen zu können.

Denn: Energiekosten sind ein nicht zu unterschätzender Ausgabenfaktor, den es nach Möglichkeit zu reduzieren gilt.

Dazu gehört auch ein kritischer Blick auf die Stromkosten, der sich mitunter auszahlen kann. Denn Stromtarife erfinden sich alle Jahre neu, einem wachsenden Konkurrenzdruck unter den Anbietern geschuldet, die sich des Preis-Leistungsverhältnisses ihrer Tarife zu überbieten suchen.

So können sich schon eingesparte Cent-Beträge pro Kilowattstunde dauerhaft bemerkbar machen und positiv zu Buche schlagen.

Häufig liegen die Preisunterschiede zwischen dem alten und dem neuen Strom bei umgerechnet zehn Cent pro Kilowattstunde. Übers Jahr lassen sich so für eine vierköpfige Familie 300 bis 500 Euro sparen.


Vergleichen lohnt immer


Ein Vergleich kann sich also in barer Münze auszahlen, und was dabei etwa auch im gewerblichen Bereich schon länger und mit höheren Einsparpotentialen Gültigkeit hat, macht nicht minder auch für Privathaushalte Sinn. Gleich eine ganze Reihe von Online-Vergleichsportalen listen die gängigsten Stromtarife verschiedenster Anbieter in einem objektiven Vergleich zueinander auf.

Gemeinhin benötigen solche Tarif-Vergleichsrechner Angaben über

  • jährlichen Stromverbrauch (Nettobetrag der letzten Jahresrechnung, der an den bisherigen Lieferanten bezahlt wurde) sowie
  • den Wohnort, anhand der betreffenden Postleitzahl des Endverbrauchers.

Mit der Angabe über den bisherigen Stromanbieter ist das benötigte Kriterien-Portfolio komplett, um den aktuellen Betrag mit möglichen Preisen der Konkurrenz besser miteinander vergleichen zu können.

Wie auf Portalen für gewerblichen Strom, etwa für Gewerbestrom auf Stromvergleich.de schon länger üblich, können auch Privatkunden mittlerweile von einer nützlichen Gratis-Option profitieren: So bieten viele Betreiber von Tarifvergleichen ein Tracking der Tarifveränderungen in bestimmten Zeitintervallen an.

So wird auf Wunsch etwa im halbjährlichen Turnus ein Check bei den Tarifen der Konkurrenz durchgeführt und mögliche, neue Einspar-Alternativen angezeigt. Mit diesem „Tarifwecker“ lässt sich die aktuelle Preisentwicklung besonders gut im Überblick behalten und ein Gefühl dafür entwickeln, was der Strommarkt jeweils hergibt, und was nicht (mehr) angemessen ist.


Wechseln, aber wann?

Denn: Viele Tarife veralten pünktlich zum Jahreswechsel: Einige Versorger bringen dann turnusmäßig neue, günstigere Tarife auf den Markt. Andere wiederum erhöhen mit steigenden Netzentgelten und auch Ökostromumlagen ihre Preise – beste Zeit also, sich Gedanken über Veränderungen in den letzten Wochen und Monaten des Jahres zu machen und die passende Antwort darauf zu finden.

Experten gehen von rund 300 Versorgern aus, die ihre Preise zu jedem Jahresende hin um durchschnittlich dreieinhalb Prozent erhöhen.

Leicht ist ein Wechsel besonders dann zu bewerkstelligen, wenn der aktuelle Stromanbieter seinen Tarif erhöht. Denn dann können Verbraucher von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Haushaltskunden in der Grundversorgung können ihren Grundversorgungsvertrag mit einer Frist von zwei Wochen kündigen. Die Kündigung muss in Textform (Brief, Fax oder E-Mail) erfolgen, wie Die Bundesnetzagentur.de informiert.

Bleibt der Tarif jedoch preisstabil, muss – vom eigenen Verhandlungsgeschick und eventueller Kulanzregelung des bestehenden Anbieters abgesehen – das Vertragsende abgewartet werden.

Denn nicht immer gelingt die bisweilen auch in Anspruch genommene Möglichkeit, sich durch eine einmalige Ausgleichszahlung vom bestehenden Vertragsverhältnis freizukaufen.

Spätestens vier bis sechs Monate vor Vertragsende sollte dann einer der zahlreichen Tarifrechner im Netz bemüht werden. Ist der Stromanbieterwechsel perfekt und der neue Vertrag abgeschlossen, wird der neue Versorger Kontakt mit dem Neukunden aufnehmen und sich um den Rest der Kündigungsformalitäten kümmern.


Einen Vermittler einschalten?

Wer sich dennoch selbst von Orientierung und Suche im Tarifdschungel unter 900 Stromanbietern mit ihren 7.000 verschiedenen Tarifen entlasten möchte, kann auch auf einen professionellen Vermittler zurückgreifen.

Sogenannte Strommakler arbeiten mittlerweile verstärkt auch für private Kundschaft, nachdem sich der neue Dienstleistungsbereich in den letzten Jahren bereits auf gewerblichem Sektor durchsetzen konnte und immer mehr Vermittler auf den Markt drängen.

Der Vorteil: Energiemakler schaffen Entlastung von komplizierten Abrechnungen und zeitintensiven Energiekostenvergleichen.

In dem Fall muss sich der Kunde allerdings die umfassende Hilfestellung mit einem Provisionsbetrag kosten lassen, der sich nicht selten im vierstelligen Euro-Bereich bewegt.

Einige Servicedienstleister stellen ihr Beratungshonorar alternativ jedoch nur dann in Rechnung, wenn sie für ihren Mandanten auch eine konkrete Ersparnis vermitteln können.

Dazu muss dem Makler zunächst eine Vollmacht erteilt werden, bevor dieser unter mehreren hundert Tarifen regelmäßig nach lukrativen Alternativen prüft. Ist der günstigste Tarif gefunden, wird der Wechsel zum neuen Versorger inklusive sämtlicher Formalitäten branchenüblich direkt und automatisch vollzogen, ohne dass es vorheriger Rücksprache bedarf.

Je nach Ersparnis kann eine Kosten-Nutzen-Rechnung dem Endverbraucher Klarheit darüber verschaffen, wie lange es braucht, um die Maklerkosten amortisieren zu können. Ein Wechsel inklusive Vermittlungskosten kann sich bereits nach einem oder maximal zwei Jahren bezahlt gemacht haben. Hier gilt es, sorgfältig zu prüfen und ein Für und Wider abzuwägen.

Vorab fixierte, feste Beratungshonorare sind jedem Fall empfehlenswert und schaffen finanzielle Planungssicherheit.


Auf Kleingedrucktes in den Tarifbedingungen achten


Sicherheit schaffen auch einige Details in den Verträgen, auf die zu achten ist. So ist etwa auf vom Umsatz unabhängige Preise zu achten, die auch bei deutlich verändertem Verbrauchsverhalten ihre Gültigkeit behalten.

Vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden Tariflandschaft sollten Verbraucher zu Energieversorgern greifen, die Verträge mit kürzeren Laufzeiten von einem Jahr offerieren.

Längerfristige Verträge binden vor dem Hintergrund sich ständig verändernder Tarifstrukturen unnötig lange und können sich auf Dauer als lästige, weil unrentable Knebelverträge erweisen.

Flexibilität ist das Gebot der Stunde, denn die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass ein sich verschärfender Wettbewerb dazu führt, dass einige Konkurrenten sich zu unterbieten versuchen, um mehr Klientel anzulocken. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, und der Endverbraucher kann davon – etwa in Form von Rabatten, Willkommensboni und ähnlichem - nur profitieren, wenn er sich nicht langfristig bindet.

Bei allem Wechselwillen gilt es jedoch, einen kritischen Blick zu bewahren und sich nicht von falschen Angaben täuschen zu lassen. So werben etwa viele Portale mit verlockend erscheinenden Sparbeträgen bei Anbieterwechsel, die attraktiver scheinen als sie tatsächlich sind. Denn diese beziehen sich grundsätzlich nur auf einen Wechsel vom örtlichen Grundversorger hin zu einem Alternativanbieter.

Stand: 2017


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